Der neue Bund
Seit einem Monat erscheint die Berner Tageszeitung „Der Bund“ im neuen Layout. An die Ästhetik habe ich mich zwar noch nicht gewöhnt, aber was den Inhalt betrifft bin ich durchaus zufrieden. Meiner Meinung nach haben viele Artikel an Tiefe gewonnen, wobei man akzeptieren muss, dass nicht zu jeder Meldung auch noch Hintergrundinformationen und ein Kommentar geliefert werden können. Die Sparmassnahmen waren zwar hart für die Angestellten, aber sie gingen nicht zu Lasten der Qualität. Ich finde es z.B. toll, dass eine Tageszeitung bereit ist auf zwei Seiten über den Strafvollzug bei Jugendlichen zu berichten. Das ist aber auch noch nötig. Meiner Meinung nach wäre es für den Bund tödlich, wenn nur noch SDA-Meldungen verbreitet und über das Vereinsleben berichtet würde. Auch „schwierige“ Themen müssen ihren Platz haben und dürfen nicht nur in Wochenzeitungen vertieft behandelt werden. Apropos Wochen- und Gratiszeitungen: Neben der WOZ verdient neuerdings auch das Migrosmagazin wieder vermehrt Beachtung, da auch dort politische Themen ausführlich und vertieft behandelt werden. Früher war dies bei der COOP-Zeitung auch der Fall, aber dort hat die Redaktionsleitung wohl leider Angst sich die Finger zu verbrennen oder Konsumenten abzuschrecken.
Fazit: der neue Bund ist eine gute Lösung, die den Berner Lesern eine qualitativ hochstehende Berichterstattung bietet und seinen Abonnementspreis wert. Dass Schweizer Zeitungen nicht das bieten können, was z.B. eine „Süddeutsche Zeitung“ bieten kann, muss wegen dem kleinen Markt halt akzeptiert werden.
Der Auslöser für diesen Artikel waren zwei Artikel auf wahlkampfblog.ch und Die Augenreiberei.
Der Aussage, wonach Schweizer Zeitungen nicht das bieten können, was eine SZ bieten kann, erlaube ich zu widersprechen.
Ich denke nicht, dass die Marktgrösse mit der Qualität, jedoch mit der Quantität zu tun hat. Auf der anderen Seite gibt es – weil der Raum kleiner ist – auch weniger darüber zu berichten.
Einige interessante Aussagen zur Qualität finden sich auch unter:
http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/froehlich_im_falschen_leben_1.4025816.html
@Titus
Zwischen Qualität und Quantität und Marktgrösse gibt meiner Meinung nach halt schon einen Zusammenhang. Ein grosser Markt finanziert viele Journalisten, welche Zeit haben längere Artikel in dickeren Zeitungen zu schreiben. Das heisst er finanziert mehr Zeit und mehr Platz für vertiefte Analysen. Wenn ich die SZ als Beispiel erwähne, meine ich nicht, dass über mehr Sachen geschrieben werden soll, sondern ein Thema soll vertieft analysiert und kommentiert werden, und dies in einem häufig wunderschönen, eleganten Deutsch.
Aber es ist klar, auch in kleineren Zeitungen kann opitimiert werden, wobei halt nicht jeder Leser denselben Geschmack hat. Der viel zu lange Artikel über Sala Palins Memoiren im heutigen Bund ist auch meiner Sicht schlicht Platz- und Geldverschwendung. Da schaue ich noch lieber ein Inserat an.