Die BKW spielt Lotto mit dem Leben der Bevölkerung

(Last Updated On: Oktober 14, 2010)

Der Bund will der BKW für das Atomkraftwerk Mühleberg eine unbefristete Betriebsbewilligung erteilen, obwohl ursprünglich behauptet wurde, dass Atomkraftwerke nach 40 Jahren stillgelegt werden. Damit missachtet er unter anderem die Meinung der Waadtländer Bevölkerung, welche sich am 28. November 2009 deutlich gegen eine unbefristete Betriebsbewilligung für das AKW Mühleberg (Baujahr 1972) ausgesprochen hat. Die Betriebsbewilligung soll neu so lange dauern, wie die Betriebssicherheit gewährleistet sei, falls man das denn überhaupt genügend kontrollieren kann. In Schweden hat auch niemand geglaubt, dass ein AKW-Unglück möglich wäre, bis es am 26. Juli 2006 im AKW Forsmark fast zu einer Kernschmelze gekommen wäre. Da waren Konstruktionsfehler und Schlamperei im Spiel, aber so ist es bei Unglücken immer. Im Nachhinein weiss man es immer besser, aber dann ist es zu spät. 

Für die BKW ist der Entscheid des Bundes fast wie ein Lotto-Sechser. Mit jedem Jahr, während dem das AKW Mühleberg länger betrieben werden kann, sprudeln die Gewinne. Aber auch sonst ist eine auf Atomkraft basiernde Energiepolitik ein Lottospiel. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Lotto sechs Richtige hat ist sehr klein, und trifft beim einzelnen Spieler nur etwa alle 100’000 Jahre ein, und trotzdem hofft man auf den grossen Gewinn. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem grossen Unfall kommt, ist hoffentlich auch beim AKW Mühleberg klein, sie ist aber nicht Null. Im Gegensatz zum Lottospielen, wo die Gewinne begrenzt sind, ist der Schaden bei einem GAU aber fast unendlich gross. Das Risiko (= Entretenswahrscheinlichkeit x Schaden) trägt aber nicht die BKW oder der Bundesrat sondern die Bevölkerung! Das Problem ist, dass man wie beim Lotto-Sechser nicht weiss, wann der Unfall eintritt. Das könnte in Millionen von Jahren oder auch schon Morgen sein. Auch in der Schweiz tritt immer mal wieder Radioaktivität aus einem AKW aus, ohne dass die Bevölkerung davon informiert wird, wie z.B. im Fall des AKW Beznau.

Normalerweise sinkt die Risiko-Bereitschaft der Bevölkerung, wenn es bei einem Unglück viele Tote gibt, auch wenn das nur selten passiert. Deshalb treibt man bei Flugzeugen und Eisenbahnen auch einen sehr grossen Aufwand für die Sicherheit, obwohl pro Personenkilometer viel weniger Tote zu beklagen sind als Strassenverkehr. Dass es bei AKW in der Vergangenheit nicht nur zu Unglücken sondern schon zu Katastrophen (Tschernobyl) gekommen ist, ist bekannt. Schaut man die Beurteilungskriterien der Schweizer Störfallverordnung an, welche für alle Industrie- und Gewerbebetriebe in der Schweiz gilt, so ist das Risiko eines Störfalls, der 1000 Tote verursachen kann, nur akzeptabel, wenn ein solcher Störfall in einer Firma nur einmal pro 100 Milliarden Jahre oder mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 x 10-11 pro Jahr eintreten würde. Nach der offiziellen „Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke – Phase B“ kommt es in einem deutschen Atomkraftwerk aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,9 x 10-5 pro Jahr, also alle 300’000 Jahre zu einem Kernschmelzunfall. Gemäss den eigenen Aussagen der Atomlobby im Zusammenhang mit den Beratungen zum Kernenergiehaftfplichtgesetz in der Schweiz beträgt die Wahrscheinlichkeit für einen GAU 1 x 10-6 oder einmal pro 10 Millionen Jahre. Müssten Atomkraftwerke wie aller anderen Firmen die Kriterien der Störfallverordnung erfüllen, wären sie offensichtlich nicht bewilligungsfähig. 

Mit der Zahl der betriebenen Atomkraftwerke steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit für einen Super-GAU. In der Europäischen Union waren Anfang des Jahres 2004 mehr als 150 Atomkraftwerksblöcke in Betrieb. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Europa innerhalb von 40 Jahren zu einem Super-GAU kommt, liegt demnach bei 16 Prozent oder anders ausgedrückt bei 1 zu 6.

Die AKW-Betreiber spielen Lotto mit dem Leben der Bevölkerung und müssen nicht einmal den vollen Einsatz bezahlen. Wie die Beratungen zum Schweizer Kernergiehaftpflichtgesetz gezeigt haben, können die mit den AKW verbunden Risiken offensichtlich nicht einmal versichert werden bzw. die notwendigen Prämien wären so hoch, dass der Betrieb von AKWs unrentabel wäre. Deshalb wurde die maximale Haftung der AKW-Betreiber auf 1.8 Milliarden Franken begrenzt, was angesichts der möglichen Schäden natürlich ein lächerlich kleiner Betrag ist.

Die AKWs müssen möglichst rasch stillgelegt werden! Die Risiken sind untragbar hoch. Die Zukunft ist erneuerbar – Nein zu neuen AKW.

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