Die Landschaft der Schweiz steht unter Druck. Auslöser dafür sind das Bevölkerungswachstum, steigender Wohnflächenbedarf, zunehmender Verkehr und die teilweise ungeordnete Siedlungsentwicklung. Zwischen 1983 und 2007 ist der Anteil von Siedlungen von knapp 6 auf fast 8% der Gesamtfläche der Schweiz angestiegen. Die Zersiedelung hat zwischen 1980 und 2002 um rund 15% zugenommen. Die Bodenversiegelung ist um fast 30% gestiegen. Seit 1996 existiert im Mittelland kein Quadratkilometer Landschaft mehr mit absoluter Dunkelheit während der Nacht. Dies sind Ergebnisse aus dem ersten Landschaftszustandsberichts des Bundesamts für Umwelt (BAFU).
Im Rahmen der nationalen Umweltbeobachtung Schweiz will das BAFU mit dem Projekt „Landschaftsbeobachtung Schweiz“ (LABES) aufzeigen, wie sich die Landschaft verändert, wo negative Trends weiter gehen und wo Gegenmassnahmen erfolgreich sind. Für die erste Hälfte der Landschaftsindikatoren liegen die Ergebnisse vor. Die wichtigsten Resultate lauten:
- Die Landschaftszersiedelung hat zwischen 1980 und 2002 um fast 15% zugenommen. Zwischen 1983 und 2007 ist der Anteil der Siedlungen von knapp 6 auf fast 8 % der Gesamtfläche der Schweiz angestiegen. Die Zersiedelung ist in den Landschaftsschutzgebieten wesentlich kleiner als ausserhalb dieser Gebiete.
- Im Mittelland sind die unzerschnittenen Flächen von 1980 bis 2002 um 50 % kleiner geworden. In Landschaftsschutzgebieten ist die Zerschneidung insgesamt weniger stark.
- Der Versiegelungsgrad der Böden hat zwischen 1983 und 2007 von 4.7 auf 6 % zugenommen. In den Landschaftsschutzgebieten sind insgesamt weniger Flächen versiegelt.
- Der Flächenanteil mit Nachtdunkelheit nahm zwischen 1992 und 2003 von 28% auf rund18% ab. Im Mittelland existiert seit 1996 kein Quadratkilometer mehr mit absoluter Dunkelheit während der Nacht.
Die Indikatoren zeigen, dass in den letzten Jahrzehnten die landschaftlichen Qualitäten stetig abgenommen haben. Dies hat Auswirkungen auf die Lebensqualität, die Biodiversität und den Tourismus.
Gewisse Indikatoren zeigen aber auch Verbesserungen bei einzelnen Landschaftsaspekten:
- 78% der Gewässerufer sind noch natürlich oder wenig beeinträchtigt.
- Zwischen 1989 und 2003 wurden jährlich 150 km eingedolte Gewässerläufe freigelegt. Gleichzeitig wurden aber 120 km pro Jahr neu eingedolt.
- Die extensiv genutzten, vom Menschen nur wenig beeinflussten Waldflächen haben in der Schweiz fast überall zugenommen, was eine reichhaltige und spezialisierte Artenvielfalt fördert.
Die Resultate wurden, wo möglich, gesamtschweizerisch und bezogen auf die Regionen Jura, Mittelland, Alpennordflanke, Zentralalpen und Alpensüdflanke sowie die nationalen Landschaftsschutzgebiete ausgewertet. Die Auswertungsräume sind aufgrund der zur Verfügung stehenden Datengrundlagen teilweise unterschiedlich.
Weitere 20 Indikatoren bis 2013
Bis 2013 sollen die restlichen 20 Landschaftsindikatoren ausgewertet werden, die sich insbesondere mit Aspekten der Landschaftsqualität in Siedlungs- und Erholungsräumen sowie des Landschaftsbildes und der Landschaftswahrnehmung beschäftigen. Bei den meisten der heute vorliegenden Resultate konnte auf bestehende Daten zurückgegriffen werden. Einige davon basieren auf den gesamtschweizerisch vorliegenden Resultaten der Arealstatistiken 1979/85 und 1992/97. Für 16 Kantone und rund die Hälfte der Landesfläche liegen bereits aktuelle Ergebnisse der Erhebung 2004/09 vor, welche 2013 für die ganze Schweiz abgeschlossen wird.
Zersiedelung der Schweiz bekämpfen: Das geht nur mit einem Einzonungsstopp auf nationaler Ebene!
Ein Einzonungsstopp für Bauland, wie ihn die Landschaftsschutzinitiative vorsieht, ist das einzig wirksame Mittel, um die Zersiedelung langfristig in den Griff zu bekommen. Falls der Siedlungsdruck auf die Agglomerationen anhalten sollte, sind die Agglomerationsgemeinden gefordert, die Bauzonenbestimmungen so anzupassen, dass qualitativ hochwertiges, verdichtetes Bauen rasch möglich wird. Wenn die Landgemeinden zum Wohnen unattraktiv sind, wird dort der Siedlungsdruck auch bei relativ tiefen Baulandpreisen und grossen Bauzonenreserven bescheiden bleiben.
Das Dümmste wäre es, die in den letzten Jahren erfolgte starke Zuwanderung in die Zukunft fortzuschreiben, eine solche Trendprognose als Zielvorgabe zu nehmen und die letzten Grünflächen in den Agglomerationen zu überbauen. Nur mit einer Verknappung des Baulands und steigenden Baulandpreisen ist eine Siedlungsverdichtung hinzukriegen. Wenn das heute übermässige Bevölkerungswachstum dadurch gebremst würde, wäre das auch kein Schaden. Alex Schneider, Küttigen