Gestern hörte ich in den Nachrichten, dass die Glückskette ein Spendenkonto für die Opfer des Erdbebens und des Tsunamis in Japan eröffnet hat. Ich finde das überflüssig. Japan ist eine der reichsten und grössten Volkswirtschaften der Welt, und kann die Kosten selber tragen. Das wirtschaftliche Problem Japans sind nicht die Erdbebenschäden, sondern die demografische Entwicklung im Land verbunden mit einer zu restriktiven Einwanderungs- und Ausländerpolitik.
Anders sieht die Situation in den arabischen Staaten aus, wo die Bevölkerung daran ist, sich vom Joch ihrer Despoten zu befreien. Hier braucht es für den Aufbau demokratischer Strukturen tatsächlich Geld und Knowhow. Ich spende deshalb lieber für die Aktion „Der Volksaufstand im Maghreb braucht unsere Unterstützung“ des solifonds, welcher in den arabischen Ländern die Arbeit freier Gewerkschaften und verschiedener Menschenrechtsorganisationen unterstützt. Ich hoffe, damit einen kleinen aber konkreten Beitrag zum Erfolg des arabischen Frühlings leisten zu können, anstatt wie die bügerlichen Politiker schon wieder um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Ghadhafi zu zittern (Komplett daneben, newsnetz 16.3.2011).
Gelingt in Ägypten und Tunesien der Aufbau von Demokratien, werden sich auch Ghadhafi in Libyen oder die Militärmachthaber in Algerien nicht mehr lange halten können. Ich befürchte allerdings, dass die Regierungen in Europa und Amerika gar kein Interesse an einem demokratischen Arabien haben. Dies würde nämlich wahrscheinlich auch bedeuten, dass mehr vom Wert des Öls in diesen Ländern bleiben wird, sei es dass mehr Geld für die Förderkonzession verlangt wird, sei es dass mehr Öl in diesen Ländern selber raffineriert wird, und damit weniger Gewinne für die europäischen und amerikanischen Konzerne anfallen und weniger Dikatorengeld auf Schweizer Banken gehortet wird. Demokratische arabische Regierungen sind zudem auch ein Problem für die Apartheidpolitik in Isreal. Dies würde auch die mangelnde militärische Unterstützung für die Aufständischen in Libyen erklären, da man ganz froh um ein abschreckendes Beispiel wäre, bevor sich demokratische Forderungen nach Teilhabe an Macht und Wohlstand noch weiter in Arabien, Asien und Afrika ausbreiten. Billige Rohstoffe und grosse Gewinne scheinen wichtiger zu sein als Demokratie und Menschenrechte.