Kaum ist das Abstimmungswochenende vorbei, liegt auch schon das Couvert mit dem Wahlmaterial für die Grossratswahlen im Briefkasten. Meine Meinung ist ja schon im vornherein gemacht, aber das ist glücklicherweise nicht bei allen WählerInnen so, sonst würde das Gestalten von Wahlbroschüren für die Parteien ja keinen Sinn machen, und dann könnte man die verschiedenen Prospekte nicht miteinander vergleichen, was doch jammerschade wäre, weil dies doch ein recht amüsanter Zeitvertreib ist. (Jetzt kommt mir kein weiterer Nebensatz in den Sinn.) Als aktiver Politiker hoffe ich ja auch immer, das der Prospekt der SP im Vergleich zu den anderen Parteien gut dasteht.
Dieses Jahr bin ich mit dem Vergleich jedenfalls zufrieden. Im Prospekt der Grünen kommen die Köpfe der Kandidierenden dank den grossen Fotos zwar besser zu Geltung , aber ich finde, dass der als lesefreundliches Booklet gestaltete Prospekt der SP die politischen Inhalte meiner Partei besser rüber bringt. Ich bin da vielleicht etwas altmodisch, aber ich mir gefällt, dass die SP nicht nur Köpfe sondern auch Inhalte verkaufen will.
Beim Prospekt der SVP musste ich bei dem waldigen Titelbild zuerst an die Grünen denken und die auf der Innenseite dargestellte optische Zweiteilung in SVP West und SVP Ost mit der Aare in der Mitte, macht auf mich eher den Eindruck von Trennung als den einer einheitlichen Partei. Bei der FDP habe ich etwas Mühe mit dem farbigen Hintergrund, der irgendewelche unleserlichen Worte enthält. Das erinnert mich zu sehr an die Sponsorenwände bei Sportanlässen und Kongressen, aber die FDP ist ja auch ein von der Wirtschaft gesponsorte Partei. Zumindest im Wahlkreis Mittelland Süd will die EVP die Wahlen mit einer KandidatInnenflut gewinnen und verteilt diese erst noch auf gleich drei Broschüren, was zumindest für mich des Guten zuviel ist. Beim Prospekt der BDP ist mir vor allem der Samichlaus sympathisch, aber die Partei scheint schon in ihren Gründerjahren an Überalterung zu leiden, was für ihre Zukunft nichts Gutes verheisst. Der Prospekt der Grünliberalen kommt mir wie eine blasse Kopie des Prospektes der Grünen vor, indem er deren System mit den SpitzenkandidatInnen kopiert, aber eben weniger farbstark.
Nun, die Prospekte sind nur ein Element des Wahlkampfes, und vielleicht heutzutage nicht einmal mehr das Wichtigste. Auf sie zu verzichten, wäre allerdings wie schon einleitend begründet jammer schade.