Um was geht es?
In einem Ärztenetzwerk schliessen sich mehrere Ärzte und andere Leistungserbringer zusammen. Wer sich in einem solchen Modell versichern lässt, sucht immer zuerst den Hausarzt auf und wird von diesem an Spezialisten verwiesen. Die Teilnahme ist freiwillig. Wer in einem herkömmlichen Versicherungsmodell bleiben will, muss neu 15% statt 10% Selbsbehalt bezahlen (maximal 1000 Franken pro Jahr gegenüber 700 Franken heute).
Argumente für ein Ja zur Managed Care Vorlage:
- Die Patienten profitieren vom Wissen und der Erfahrung der Ärztenetze. Es gibt weniger Lücken, Doppelspurigkeiten und Missverständnisse. Die Behandlungsqualität und -sicherheit steigt.
- Das wirkt sich positiv auf die Kosten aus. Managed Care ermöglicht tiefere Prämien.
- Der Hausarzt wird zum Lotsen durch den Behandlungsprozess. Seine Stellung im Gesundheitswesen wird gestärkt.
- Wer nicht in ein Ärztenetzwerk wechseln will, bezahlt im schlechtesten Fall 300 Franken mehr als heute. Das ist vertretbar und führt nicht zu einer Zweiklassenmedizin.
- Einziger ernsthafter Einwand ist die Budgetverantwortung: Ein Ärztenetzwerk muss einen Teil der finanziellen Verantwortung übernehmen. Doch schon heute ist die Wirtschaftlichkeit im Krankenversicherungsgesetz verlangt: die Kassen bezahlen nur Behandlungen, welche wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sind.
- Die Vorlage sorgt gleichzeitig für einen besseren Risikoausgleich, welcher einen fairen Ausgleich zwischen den Kassen schafft. Die „Jagd auf gute Risiken“ wird uninteressant, sondern es werden Anreize für die gute Betreuung aller Patienten geschaffen.
Sie sind von der SP und schreiben exakt die gleichen Werbebotschaften der Versicherungsindustrie ab. Das zeigt, wie sehr die Managed Care-Industrie überall ihre Versicherungsvertreter in allen Parteien platziert hat. In allen Managed Care-Ländern findet seit Jahren eine Kostenexplosion statt. USA, England, Niederlande, Skandinavien, Spanien – überall! Die von Ihnen versprochenen Einsparungen sind erlogen, das Geld der Prämienzahler verschwindet bei Managed Care stets in den Taschen der Gatekeeper, Netzwerk AG’s, Care-Manager. Die Behandlungen werden verweigert (von egoistischen Netzwerkprofiteuren aus Budgetgründen), aufgeschoben (Wartelisten) und künstlich verteuert. Immer zuerst zum Hausarzt, heisst schlussendlich 2 Konsultationen statt einer. In der OECD-Statistik lösen sich die von Ihnen behaupteten angeblichen Doppelspurigkeiten in Nichts auf. Von 28 Ländern, liegt die Schweiz in Sachen Häufigkeit von Arztbesuchen an 24-letzter Stelle! Weil wir eben nicht ständig die Gatekeeper Bitti Bätti machen müssen. Aber lügen Sie ruhig weiter, Herr Grossrat. Das Schweizervolk wird Ihnen und Ihren sauberen Managed Care-Freunden am 17. Juni eine klare Absage erteilen: NEIN zum Managed Care-Betrug.
Guten Tag Frau Marietta
Ich habe die Argument tatsächlich abgeschrieben, allerdings auf der Homepage der EVP.
Die von ihnen erwähnte Kostenexplosion findet ja auch in der Schweiz statt, die nach den USA wohl das teurste Gesundheitswesen der Welt hat. Die freie Ärztewahl wird mit der Vorlage entgegen der Behauptung der Gegner ja auch nicht abschafft, sondern nur leicht verteuert. Ca. 70% der Kosten werden von chronisch Kranken verursacht. Ich bin sicher, dass hier Potential für Kosteneinsparungen besteht. Schon allein die Tatsache, dass die wesentlich besser verdienenden Spezialärzte so vehement gegen die Änderung sind, spricht dafür. Eine Studie der Universität Bern hat kürzlich auch aufgezeigt, dass die Kranken in den Managed Care – Systemen besser versorgt wurden.
Ich bezweifle auch, dass die Versicherungen grosse Freude an der Vorlage haben, da sie ihnen die Jagd auf gute Risiken erschwert und den Betrieb von eigenen Managed-Care-Organisationen verbietet.
Die Frage ist auch wie es nach der möglichen Ablehnung der Vorlage weitergeht. Kommt die Einheitskasse, wie wir von der SP dies fordern oder wird der Vertragszwang abgeschafft, was dann wirklich der Tod der freien Arztwahl wäre?
Wenn es Lücken, Doppelspurigkeiten und Missverständnisse im Gesundheitswesen gibt, dann sind diese sicher auszuräumen. Aber warum nur für Managed Care-Versicherte? Dies ist für mich eine typische Vorlage, welche erst recht eine Zwei-Klassen-Versorgung fördert.
Zudem ist es nicht alleine eine Frage des Willens, ob man heute schon Managed Care-versichert ist oder nicht, sondern auch eine Frage des Angebots. Diese Vorlage liefert für die Leistungserbringer keinen einzigen Anreiz zur Bildung solcher Netzwerke.
@Titus
Die Zwei-Klassen-Versorgung kommt erst recht, wenn es nicht gelingt, den Kostenzuwachs zu dämpfen (z.B. Aufhebung des Vertragzwanges). Es braucht ein Eigeninteresse der Ärzte, dass auf unnötige Operationen und unötig teuere Medikamente verzichtet wird. Es kann ja nicht sein, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gebärmutterentfernung einen Zusammenhang mit dem Wohnkanton zu tun hat, wie dies heute der Fall ist. Die Vorlage zwingt ja niemanden auf die freie Arztwahl zu verzichten, sie macht sie lediglich etwas teuerer.