Wenn es um die Familienpolitik geht, wird immer wieder davon geredet, dass die Steuerbelastung für Familien und Doppelverdienende gesenkt werden soll. Vergessen wird dabei, dass während den Jahren in denen die Eltern darauf angewiesen sind, dass die Kinder während ihrer Abwesenheit extern betreut werden, es normalerweise die progressiven Abgaben an die Kindertagesstätten, Mittagstische oder Tagesschulen sind, welche die Erwerbstätigkeit unlukrativ machen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nicht nur die Eltern sondern auch die Kinder enorm von ihrer in der Kitag verbrachten Zeit profitierten. Fast immer wären sie am Abend gerne noch länger geblieben.
Der VPOD und der Verband der Kindertagesstätten haben deshalb eine Petition lanciert, welche vom Bundesrat verlangt, die Grundlagen für eine ausreichende Finanzierung der familienergänzenden Kinderbetreuung zu schaffen. Dafür soll jährlich mindestens ein Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) in Form von öffentlichen Geldmitteln (Bund, Kantone und Gemeinden) zur Verfügung gestellt werden.
Begründung:
1. Ausbau mit Qualität
Die familienergänzende Kinderbetreuung ist in den letzten Jahren stark ausgebaut worden, was wir sehr begrüssen. Dieser quantitative Ausbau hat jedoch nicht immer Schritt gehalten mit den Anforderungen an die pädagogische Qualität. Familienergänzende Betreuung erlaubt es einerseits den Eltern, Erwerbs- und Familienarbeit zu vereinbaren. Gute familienergänzende Kinderbetreuung „versorgt“ andererseits das Kind nicht nur, sondern sie fördert es, wirkt integrierend und bereichert seinen Alltag.
2. Bessere Arbeitsbedingungen
Diese Aufgaben der familienergänzenden Kinderbetreuung können mit den heutigen Mitteln nur ungenügend erfüllt werden. Gute Kitas (Kindertagesstätten) brauchen qualifiziertes Personal mit fairen Arbeitsbedingungen. Mehr als die Hälfte der Personen, welche heute in Kitas in der Deutschschweiz arbeiten, haben keine Ausbildung. Manche von ihnen arbeiten mehrere Jahre als PraktikantIn, bevor sie einen Ausbildungsplatz erhalten.
3. Ausgebildetes Personal
Es braucht genügend finanzielle Mittel, um mehr Fachpersonen zu guten Arbeitsbedingungen einzustellen und sie auch im Beruf halten zu können. In guten Kitas werden die Kinder in Gruppen von angemessener Grösse betreut, mit adäquater Infrastruktur, mit genügend Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern (Vor- und Nachbereitungszeit), mit Zeit für die Eltern, für das Team, für die Weiterbildung, – Anforderungen, welche im schulischen Bildungsbereich eine Selbstverständlichkeit sind.
4. Mehr Plätze
Trotz des rasanten Ausbaus fehlen nach wie vor Plätze in Kitas. Eine Nationalfondsstudie (NFP52) geht davon aus, dass fast die Hälfte aller Haushalte mit Kindern von null bis vier Jahren eine Betreuung in Kitas oder bei einer Tagesfamilie beanspruchen würden. Im Jahr 2004 fehlten demnach 50′000 Kita-Plätze für 84′000 Kinder.
5. Elternbeiträge senken
Die Subventionierung von Kita-Plätzen ist – wo überhaupt vorhanden – von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich, es gibt keinerlei allgemein verbindliche Vorgaben oder Standards. Familienergänzende Kinderbetreuung soll aber für alle erschwinglich sein, was leider heute vielfach nicht gewährleistet ist. Dies fördert die soziale Integration und die Chancengleichheit.
6. Kinderbetreuung lohnt sich
Familienergänzende Kinderbetreuung ist für die Kinder, für die Eltern, aber auch für Wirtschaft und Gesellschaft eine lohnenswerte Investition. Zahlreiche Studien aus den USA, aus Deutschland und aus der Schweiz zeigen: Für jeden in die Kinderbetreuung investierten Franken fliessen zwei bis drei Franken zurück, weil besser gebildete Menschen mehr verdienen, weniger häufig Sozialleistungen beanspruchen müssen und höhere Steuern bezahlen können.
Die Petition kann hier online unterschrieben werden: www.kitas-fair-finanzieren.ch.