Paris ist zwar noch keine Velostadt, aber vielleicht auf dem Weg zu. Entlang der Hauptstrassen gibt es nun zahlreiche Velowege und die Velofahrer dürfen auch die separaten Busspuren mitbenutzen. Letztere werden allerdings auch von manchmal etwas rasanten Taxis benutzt, weshalb man am besten immer schön am rechten Rand der Busspur radelt. Auch vor den Motorrädern muss man sich etwas in acht nehmen. Romantisch, aber wegen dem Velogegenverkehr etwas eng, ist die Route entlang des Canal Saint Martin hinaus zum Parc de la Villette. Träumen darf man beim Velofahren in Paris nicht, aber es ist immerhin machbar, und wenn man sich in Paris etwas auskennt, kommt man trotz den Einbahnstrassen recht schnell vorwärts und ist in vielen Fällen rascher am Ziel als mit der Metro. Anscheinend ist auch vorgesehen die Einbahnstrassen in Tempo 30 – Zonen für den Velogegenverkehr zu öffnen.
Am letzten Wochenende hatte ich endlich auch Gelegenheit, das vélib-System zu testen. Überall in der Innenstadt gibt es Stationen, wo für 1 € pro Tag Fahrräder ausgeliehen werden können. Die erste halbe Stunde ist jeweils gratis, weshalb oft schon bevor man am Ziel ist, eine Velowechsel nötig wird. Für Touristen oder für Einheimische, welche zu Hause oder am Arbeitsplatz über keinen sicheren Veloparkplatz verfügen, ist das System sehr attraktiv. Es kommt allerdings auch vor, dass man erst an der dritten Station ein fahrtüchtiges Velo findet. Zumindest bei Schönwetter ist die Nachfrage sehr gross und gerade sorgfältig wird mit den Velos wahrscheinlich auch nicht umgegangen. Auch am Zielort braucht es einen freien Parkplatz, sonst wird die Sache nämlich teuer, da die 2. halbe Stunde schon einen Euro kostet. In Paris scheint das System im Grossen und Ganzen gut zu funktionieren. Dank den vielen Touristen, der sehr dichten Bevölkerung, der eher flachen Topographie und natürlich dem Bewirtschaftungssystem verteilen sich die Velos recht regelmässig über die Stadt. Etwa 20’000 vélib-Velos sind unterwegs. Man hat das Gefühl, dass jeder zweite Velofahrer mit einem vélib-Velo fährt. Im Strassenverkehr von Paris sind die Velofahrer auch oder gerade dank vélib mittlerweile eine gut sichtbare Normalität, was für alle Velofahrer einen Sicherheitsgewinn bringt.
Eine gute Übersicht über die verschiedenen Veloverleihsysteme in der Schweiz und in Europa liefert ein Artikel in der neuesten Nummer des Velojournal. Eine gute Übersicht über die internationale Entwicklung findet man auf dem Bike-sharing Blog.
Nachtrag:
In der Schweiz sind Informationen über die verschiedene Ausleihsysteme nun unter www.velopass.ch auffindbar. Biel setzt auf das neue System www.velospot.ch.
Artikel „Biel setzt neue Masstäbe mit seinem Veloverleihsystem“ (Der Bund 1.10.2010)
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