Leuchtwesten für Velofahrer – Sehen und gesehen werden

(Last Updated On: Dezember 12, 2011)

In der neuesten Ausgabe des Velojournals äussert sich Luzia Meister, Vizepräsidentin von Pro Velo Schweiz, skeptisch gegenüber der Wirksamkeit von reflektierenden Warnwesten, die zum Beispiel in Frankreich seit einem Jahr für Velofahrer auf Ausserortsstrassen bei Nacht obligatorisch sind. Eine Begründung ist, dass Autofahrer eventuell schneller fahren würden, wenn sie davon ausgehen können, dass Velofahrer immer gut sichtbar sind. Ich finde, diese Argumentation ist an den Haaren herbeigezogen. Ich glaube nicht, dass Autofahrer langsamer fahren, weil sie befürchten, dass irgendwo ein schlecht sichtbarer Velofahrer oder Fussgänger auftauchen könnte. Im Gegenteil, wenn ich als Velofahrer schon früh gut sichtbar bin, hat der Autofahrer Zeit sich auf mich einzustellen, gerade auch dann wenn ich links abbiegen will. Meine Erfahrung von einem dreimonatigen Aufenthalt im Herbst in Brüssel vor etwa 10 Jahren war jedenfalls, dass dort die Vortrittsrechte der Velofahrer grundsätzlich nicht freiwillig respektiert werden, dass aber auch kein Autofahrer einen Unfall will. Mein Fazit damals war, dass ich gut sichtbar sein musste, damit die Autofahrer mich rechtzeitig sehen und anhalten. Ich kaufte mir also schon damals eine Leuchtweste.
Auch heute noch trage ich bei Nacht normalerweise eine Leuchtweste, und ich bin nicht der einzige. Trotzdem bin ich gegen ein Leuchtwesten-Obligatorium. Nicht weil ich an deren Wirkung zweifle, sondern weil den Velofahrern ohne Leuchteweste bei einem Verkehrsunglück rasch ein Mitverschulden angelastet würde, und weil alle Ausrüstungsvorschriften, welche nicht fix am Velo installiert werden können, die Verwendung des Velos bremsen statt fördern. Auch mir ist es schon oft passiert, dass ich statt bei Tageslicht in der Dunkelheit nach Hause fuhr und die Leuchtweste nicht dabei hatte. Je weniger Velofahrer unterwegs sind, desto gefährlicher wird es aber für die übrigen Velofahrer. Zudem besteht die Gefahr, dass zwar nicht der Autofahrer aber der Velofahrer mehr Risiken eingeht, und auch deshalb für die Gesellschaft schlussendlich kein Nutzen in Form von geringeren Unfallkosten entsteht.

Am 26. November organisiert Pro Velo Bern im Rahmen des Tages des Lichts eine Gratis-Lichtflick-Aktion. Unterer Waisenhausplatz, ab 17.00 – 20.00 Uhr.

Ebenfalls mit Leuchtweste unterwegs ist der fleissige Bloggger auf der Zeitspur.

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