In der Zeitung LeTemps war heute ein sehr interessantes Interview mit dem Genfer Professor François Walter unter dem Titel «La Suisse est née de l’Europe» zu lesen. Die Schweiz ist gemäss seinen Forschungen nicht eine seit Jahrhunderten bestehende Willensnation, sondern eher das mehr oder weniger zufällige Resultat von Umständen und Entscheidungen, die ausserhalb ihrer Grenzen lagen und liegen. Es war aber ein Geniestreich der Radikalen, dass es ihnen 1848 gelang die durch die französische Revolution in die Schweiz gebrachten demokratischen Werte, als Werte zu verkaufen, die angeblich auf Traditionen in den Waldstätten beruhen. Schon immer war die Politik der Schweiz gegenüber Europa vor allem reaktiv, wie wir es jetzt auch im Zusammenhang mit dem Bankengeheimnis wieder erleben.
Weder war die Neutralität selbstgewählt, noch bestand tatsächlich eine hohe politische Unabhängikeit oder Selbstbestimmung. Uns Bürgerinnen und Bürgern wurden diese Begriffe aber so lange eingeimpft, dass sie die Sicht auf Europa und die Welt noch immer trüben. Und da Aussenpolitik auch immer Innennpolitik ist, isolieren wir uns statt Partnerschaften zu suchen, in der irrigen Meinung, wir könnten schalten und walten,wie wir wollten.