Zu ihrem 125-Jahr-Jubiläum hat die SP Schweiz letztes Jahr ein Jubiläumsbuch über die Geschichte der Partei publiziert. Gleich im ersten Artikel wird ein Steinhölzli-Fest in Bern im Jahr 1834 erwähnt, an dem Hochrufe auf die deutsche Republik zu hören und schwarz-rot-goldene Fahne zu sehen war. Das hat meine Neugierde geweckt, da ich noch nie von diesem Steinhölzli-Fest gehört hatte. Auf der Suche nach mehr Informationen stiess ich auf folgenden Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz im Artikel über das „Junge Europa“:
….. Nach einem Zwischenfall in der Berner Gartenwirtschaft Steinhölzli am 27.7.1834 – etwa hundert dt. Arbeiter hatten bei einem Fest die Fahne der dt. Republik entfaltet – verbreiteten Informanten in Karlsruhe das Gerücht, ein Überfall auf Süddeutschland sei geplant. Der österr. Staatskanzler Metternich rief alle österr. Arbeiter aus der Schweiz zurück und brach die diplomat. Beziehungen zu Bern ab. Zusätzl. Druck Frankreichs führte schliesslich zur Wegweisung vieler junger Italiener, Polen und Deutscher aus der Schweiz. …. (Quelle: Junges Europa, Andrea Weibel, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D17237.php).
Ich habe mich natürlich gefragt, ob diese Gastwirschaft oder eine Nachfolge davon noch existiert und dachte zunächst an das heutige Restaurant Steinhölzli auf dem Areal der früheren Steinhölzli-Brauerei. Deutsche Handwerksgesellen und Bier passen ja nicht schlecht zueinander. Diese Brauerei war allerdings von erst 1844 von Johann Heinrich Hess gegründet worden und kam also nicht in Frage. Auch im heutigen Restaurant Landhaus wurde einmal Bier gebraut, allerdings frühestens ab 1864 als das Landhaus von David Ostermann erworben und in eine Schenke mit eigener Bierbrauerei umgebaut wurde. Das Landhaus entspricht zu dem auch nicht dem Haus, welches auf einem Stich aus der Sammlung der Burgerbibliothek zu sehen ist.
Dass Bild lässt immerhin vermuten, dass sich die Wirtschaft auf der Südseite des Steinhölzi-Waldes befunden hat und im Hintergrund der Jura zu sehen ist. Ich vermutete deshalb, dass die Gastwirtschaft auf dem Areal der heutigen Stiftung Steinhölzli lag. Ein Abschnitt in der Jubiläumspublikation „100 Jahre Mächenheim Steinhölzli“ bestätigte dann meine Vermutung. In diesem Buch werden nicht nur im Kapitel „Das Steinhölzli – ein geschichtlicher Begriff“ das Steinhölzlifest und seine politischen Folgen beschrieben, sondern auch erwähnt, dass ein Bäckermeister Samuel Spycher im scheunenartigen Nebengebäude der Steinhölzlibesitzung eine kleine Pintenwirtschaft betrieben hatte. Zitat: „Als die Direktion des Innern im Jahr 1849 eine Erneuerung des Wirtschaftspatentes ablehnte, weil der Könizer Gemeinderat erklärt hatte, die Wirtschaft im Weissensteinhölzli stehe in einem etwas zweifelhaften Ruf, wehrt sich der Inhaber: er habe die ihrer angenehmen Lage wegen vom Publikum zu Stadt und Land stark besuchte und gut eingerichtete Lokalität schon lange geführt zur allgemeinen Zufriedenheit des Publikums. Die Beschwerde nützte nichts, die Wirtschaft ging ein.“ 1859 zog dann das zuvor in Rütti bei Bremgarten beheimatete Mädchenheim auf dem Gut ein.
Auf dem Areal steht auch noch ein Zeuge der damaligen Ereignisse, nämlich der alte Speicher, welches auf dem Druck auf der rechten Seite vor dem Waldrand zu erkennen ist.
Auch der Brunnen beim Eingang zur Berufsbildung Steinhözli gehörte zum Weissensteinhölzligut.
und ebenso das Ofenhaus am Waldrand. Das Ofenhaus „La Cravache“ kann für übrigens für Feste gemietet werden.
Und heute gibt es auch wieder eine Gaststätte auf dem Areal des ehemaligen Weissensteinhölzligutes, wenn auch nur während den Arbeitszeiten unter der Woche.
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Wie hiess der Vater von Donald Hess? Albert oder Alfred? Brauerei Steinhölzli.
Fritz Jenzer, ein Kunstmaler, erhielt von Albert oder Alfred Hess Aufträge….zum Beispiel die Wandmalereien im Rest. Ringgenberg.