Eine meiner Kindheitserinnerungen ist der Milchmann, welcher ausser Milch auch Butter und Käse im berühmten Miuchchäschtli deponierte. Dazu gehörte auch das Milchbüchlein, in welches meine Mutter ihre Bestellungen eintrug. Der Milchladen an der Landorfstrasse 5 in Köniz ist schon seit Jahrzehnten geschlossen. Zuletzt diente das Lokal im heute baufälligen Haus zwei initiativen Schwestern als Verkaufslokal für ihre individuell gestalteten Taschen. In den nächsten Wochen oder Monaten wird auch dieses Haus abgerissen werden und zusammen mit anderen Gebäuden einer Überbauung Platz machen. Ein weiteres Stück des alten Dorfes Köniz wird verschwinden, was mich schon etwas wehmütig stimmt.
Der Milchladen ist verschwunden, aber der Milchmann ist in Köniz wieder auferstanden. Seit über zwei Jahren liefert Thomas Burren, Bauer aus Gasel, seine Biomilch in 2-Liter-Mehrwegbehältern zweimal in der Woche wieder direkt an die Haushaltungen in der Gemeinde Köniz. Die pasteurisierte Bio-Milch ist zwar ein bisschen teuerer als in den grossen Lebensmittelläden, dafür weiss man woher sie kommt (Slogan: Balmburrens Frischmilch… wissen wo die Milchkuh frisst) und braucht sie nicht selbst nach Hause zu schleppen, und das Milchkästlein freut sich, dass es wieder gebraucht wird. Ausser einem Zeitungsartikel in der Könizer-Zeitung vor zwei Jahren, habe ich für dieses Angebot noch keine Werbung gesehen. Anscheinend ist die Mund-zu-Mund-Propaganda ausreichend.
Es wäre interressant eine Ökobilanz für diese Dienstleistung zu erstellen. Ich gehe aber davon aus, dass trotz der Hauslieferung insgesamt weniger herumgefahren wird und der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen reduziert werden können. Ein gute Sache also, ganz im Sinne von „think globally, act locally“.