Heute Abend rief eine freundliche Mitarbeiterin des Forschungsinstituts Gfs an, um mich zu meinem Abstimmungsverhalten am Abstimmungssonntag vom 18. Mai zu befragen. Da die VOX-Analysen während den vergangen Wochen in den Medien ziemlich stark kritisiert und diskutiert worden waren, liess ich mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen, bei einer VOX-Umfrage einmal selber mitzumachen.
Die meisten Fragen konnte ich problemlos beantworten. Einige Fragen, bei denen es nicht um die Abstimmungsvorlagen sondern generell um meine persönliche Haltung zu verschiedenen politischen Themen ging, fand ich aber schon etwas zweifelhaft formuliert.
Zum Beispiel sollte ich zwischen den beiden folgenden Aussagen eine auswählen, wobei ich sie jetzt nur ungefähr aus dem Kopf zitieren kann: a) die Frauen sollen speziell gefördert werden, b) Männer und Frauen sollen gleich behandelt werden. Jetzt bin ich ja eigentlich der Meinung, dass Frauen und Männer gleich behandelt werden sollen. Das Problem ist aber, dass die Frauen heute benachteiligt werden. Damit die Gleichstellung der Frauen erreicht werden kann, müssen sie also gefördert werden. Die Aussage b) ist also nicht das Gegenteil von Aussage a) sondern für mich eigentlich das Gleiche. Wie sollte ich diese Frage nun beantworten?
Es gab auch noch eine Frage zum Bundesrat, ob sich dieser nun a) nach bestem Wissen und Gewissen voll und ganz für das Wohl der Schweiz einsetzt oder b) oder sich vom Willen des Volkes völlig abgekoppelt hat (oder so ähnlich). Diese beiden Aussagen brauchen ja nicht widersprüchlich zu sein, denn man kann ja auch wenn man dieselben Werte und Ziele teilt bzw. das „Wohl der Schweiz“ gleich definiert, immer noch unterschiedlicher Meinung sein, wie das erreicht werden kann. Mehr Sicherheit bedeutet für mich zum Beispiel nicht mehr Kampfflugzeuge sondern weniger Atomkraftwerke. „Das Wohl der Schweiz“ mit dem Ergebnis von Volksabstimmungen gleichzusetzen, finde ich jedenfalls unhaltbar. Meiner Meinung nach kann man beide Fragen mit Ja beantworten, genauso wie meine beide Fragen mit Nein beantworten kann. Problematisch finde ich auch, dass so getan wird, als ob die Vorlagen vor allem die Meinung des Bundesrates widerspiegeln. Gerade bei der Abstimmung über den Gripen, war das ja in erster Linie eine Vorlage des Parlamentes gegen den ursprünglichen Willen des Bundesrates.
Fazit: Wenn, ich bei einer Umfrage schon zwischen zwei plakativen Aussagen auswählen muss und nicht differenzieren darf, dann wünschte ich mir, dass es sich dabei auch klar um zwei Gegensätze handelt.