Verbot verspiegelter Sonnenbrillen

(Last Updated On: Januar 14, 2014)

Für ein Verbot von Burkas (und ev. auch von Niqab, Tschador oder Schleier) wird als Argument angeführt, dass es bei uns in der Schweiz als unhöflich empfunden wird, wenn man das Gesicht nicht zeigt.  Ich gebe zu, auch ich finde es sehr unangenehm mit jemandem zu sprechen, dessen Augen ich nicht sehen kann, weil das Gegenüber sie hinter „coolen“, verspiegelten Brillen versteckt. Falls aus diesem Grund Burka oder Schleier verboten werden sollten, so ist also gleichzeitg auch das Tragen von dunklen oder verspiegelten Sonnebrillen in der Öffentlichkeit zu verbieten. Allerdings würde diese Verbot Männer vor allem betreffen und nicht Frauen, womit vermutlich auch teilweise erklärt ist, weshalb überhaupt über Kleidervorschriften für orthodoxe Musliminnen diskutiert wird. In einem freiheitlichen Staat müssen gleiche Rechte für alle gelten.

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Burkaverbot

Zeitungsartikel: Burkas für alle (NZZ), Ein Verbot der Burka bringt nichts (NZZ), Ein feministisches Nein zum Burkaverbot (NZZ)

11 Kommentare

  1. limi

    ein verschleiertes gesicht mit einer sonnenbrille zu vergleichen, scheint mir doch ziemlich unangebracht. wenn mich die sonnenbrille meines gegenübers stört, mache ich die person darauf aufmerksam und die brille ist weg. versuchen sie das mal bei einer person, die ihr gesicht aus religiösen motiven verdeckt?! wir müssen bei der diskussion schon bei den fakten, tatsachen und realitäten bleiben und nicht solche wirr konstruierten vergleiche beiziehen.

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  2. Harald Jenk

    Im Gegensatz zu Sonnenbrillenträgern sind die Trägerinnen von Burkas, mit welchen ich etwas zu besprechen hätte, sehr sehr selten.

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  3. limi

    wieder falsch. die diskussion darf sich nicht am begriff burka festbeissen, sondern es muss über die gesichtsverschleierung debattiert werden.

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  4. Yannick

    Immer wieder zum Heulen, wie die ideologische Linke in ihrem kuscheligen Toleranzverständnis persönlichen Individualismus mit indoktriniertem Dogmatismus verwechselt und sich damit vom Fundamentalismus die Tür einrennen lässt. Im Übrigen gibt es in er Schweiz auch nur 500 Neonazis. Sollen wir ihnen deshalb wieder erlauben, durch die Stadt zu marschieren und rassistische Parolen zu skandieren? Zweifel sind angebracht.

    Yannick, Grüne Luzern

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  5. Martha

    Burka, Tschador, Niqab & Co. verschleiern die Frauen nicht nur. Der viele Stoff, in den sie eingehüllt sind, verhindert auch, dass Frauen weglaufen oder sich im Notfall zur Wehr setzen können. Wie kann man(n) so Etwas mit Sonnenbrillen gleichsetzen???

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  6. Harald Jenk

    @Martha: Ich will ja niemanden dazu verpflichten unbequeme Kleidung zu tragen, auch Nonnen und Mönchen und Trägerinnen von HighHeels nicht, aber ich ich bin der Meinung, dass dieser Entscheid jedem selber überlassen sein soll. Wie ich heute der NZZ entnommen habe, hat ein englischer Richter z.B. entschieden, dass der Staat Jugendlichen nicht verbieten darf, Kapuzen zu tragen oder die Hosen so tief zu tragen, dass man die Unterhosen sieht. Schlechter Geschmack rechtfertigt eben noch keinen Eingriff in die persönliche Freiheit. Orthodoxe Musliminnen sind im Vergleich dazu anständig gekleidet.

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  7. Harald Jenk

    @Yannick: Natürlich sollen auch Neonazis demonstratieren dürfen. Deren Schwachsinn muss mit Kommunikatino begegnet werden, nicht mit Verboten. Fundamentalisten und Orthodoxe jeglicher politischer Couleur oder Religion zu verbieten oder in den Untergrund zu verdrängen ist das Blödeste, was man tun kann.

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  8. Martha

    @Harald Jenk
    Leider ist es so, dass der Entscheid zur Verschleierung den Musliminnen nicht selber überlassen wird. Eine „freiwillige“ Burka gibt es nicht. Selbst wenn diese Frauen sagen, nicht von ihren Männern, Vätern, Brüdern etc. zur Verschleierung gezwungen zu werden, so ist es doch ihr soziales und kulturelles Umfeld, das sie zu diesem Schritt veranlasst. Wenn das einfach „toll + super“ wäre, würden sich Frauen jeglicher Couleur verschleiern.

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  9. Harald Jenk

    @Martha:Ich masse mir nicht an zu entscheiden, wann jemand etwas freiwillig trägt. Vor ein paar Jahren sah ich im am Bielersee einmal eine grosse Familie, in der alle weiblichen Personen lange Zöpfe, und graubraune Strümpfe, Blusen und Röcke trugen. Ich vermute, es handelte sich dabei um Angehörige irgendeiner protestantischen, orthodoxen Freikirche. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Mädchen, diese Kleidung von sich aus gewählt haben. Verbieten mag ich das aber auch nicht.

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  10. Alexander Müller

    Lächerliche Vergleiche wie z.B. der Vergleich mit Sonnenbrillen bringen uns nicht weiter. Wir sollten uns einmal überlegen was dem Tragen einer Burka zugrunde liegt. Es ist doch interessant, dass liberale Muslime wie Frau Saida Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam sagen, dass die Burka keine religiöse Vorschrift des islamischen Glaubens sei. Die Burka wurde ursprünglich hautpsächlich in Ländern wie Afghanistan und Pakistan (Taliban) getragen. Diese Länder sind für ihre Frauendiskriminierung berühmt und berüchtigt. Ich sehe nicht ein, weshalb wir in der Schweiz ein falsches Zeichen setzen sollen indem wir das Tragen eines Symbols für die Unterdrückung der Frau ausdrücklich erlauben.

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  11. Martha

    @Harald Jenk
    Kann und darf Religionsfreiheit in vollem Umfang auch jenen zukommen, die sie – sofern sie die erforderliche Macht besässen – sofort abschaffen würden?

    Für diejenigen, die vom Freiheitsdenken der Aufklärung infiziert wurden, ist es einigermassen irritierend zu sehen, dass Individuen ihre Freiheit dazu nutzen, sich besser unterwerfen zu können; beispielsweise eine emanzipiert wirkende Muslima, die sich in einer freien Gesellschaft aus freien Stücken für das Tragen des Kopftuchs, das Sinnbild ihrer Unterwerfung unter Allah und die (gottgewollte) Herrschaft des Mannes über die Frau, entscheidet. Dergleichen kann man nur begreifen, wenn man sich bewusst macht, dass dieses Paradoxon vom handelnden Individuum gar nicht als paradox empfunden wird. Denn eine Muslima, die sich aufgrund entsprechender kultureller Formung patriarchalen Dogmen unterwirft, fühlt sich in diesem Moment sehr wohl frei im Sinne von Handlungsfähigkeit: Sie kann schliesslich tun, was sie will.
    Dass ihr Wille vom Memplex der Unterwerfung bestimmt ist, ihre Handlungsfreiheit also nur im Modus autoritärer Unfreiheit auftritt, entzieht sich ihrer subjektiven Empfindung. Würde man ihr untersagen, sich weiterhin dem autoritären Memplex des Islam zu unterwerfen, und ihr stattdessen abverlangen, ein Leben als freies, eigenverantwortliches, das heisst nicht von „höheren Autoritäten“ abhängiges Individuum zu führen, würde sie eben dies als autoritäre Zumutung, als empfindliche Einschränkung ihrer Handlungsfreiheit empfinden. (Michael Schmidt-Salomon „Jenseits von Gut und Böse“)

    Die Gehirnwäsche des Mullahs und Imame scheint nicht nur bei Musliminnen und Muslimen zu funktionieren, sondern sich allmählich auch in den Köpfen westlicher Männer festzusetzen! Die archaisch-muslimische Männlichkeit scheint auch hierzulande von so einigen Männern herzlich begrüsst zu werden, weil sie einmal mehr die Möglichkeit bietet, uns Frauen mal wieder zu zeigen, wie man in anderen Ländern mit Frauen umgeht und wie gut wir es hier doch haben!!!

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