Die zahlreichen Fussgängerunglücke auf den Fussgängerstreifen sind zur Zeit ein Medienthema. Pro Jahr verunfallen jährlich rund 700 Fussgänger schwer und 80 tödlich. Kinder bis 14 Jahre und Senioren ab 65 Jahren sind überdurchschnittlich stark betroffen. Die Missachtung des Vortritts zählt innerorts zu den häufigsten Ursachen von Verkehrsunfällen. 35 Prozent der schwer oder tödlich Verletzten auf den Schweizer Strassen gehen auf ihr Konto (Quelle: bfu). Dass sich die Fussgängerunfälle zur Zeit nicht nur scheinbar häuffen, ist nicht verwunderlich, den Nachts haben Fussgänger und Velofahrer ein dreimal höheres Unfallrisiko als am Tag. Bei Regen, Schnee und Gegenlicht erhöht es sich sogar bis auf das Zehnfache.
Sicher ist es sinnvoll, die eigene Sicherheit mit gut sichtbarer Kleidung zu erhöhen, aber wichtiger noch erscheint mir, dass die Autofahrer sich nicht durch verbotenes Telefonieren oder Manipulationen am Navigationsgerät oder dem MP3-Player ablenken lassen. Unaufmerksamkeit und Ablenkung gehören zu den häufigsten Unfallursachen. Die Kantone des Polizeikonkordates Nordwestschweiz haben dazu eine sehr anschauliche Kampagne ( www.ablenkung.ch/ ) lanciert, die unter anderem mit einem „Blindflugsimulator“ eindrücklich aufzeigt, wie rasch man das Verkehrsgeschehen nicht mehr wahr nimmt, wenn man sich ablenken lässt.
Nicht nur die Verkehrsteilnehmer können mit ihrem Verhalten zu höherer Sicherheit betreigen, auch die Gemeinden und die Kantone stehen in der Pflicht: die Fussgängerstreifen sollten möglichst immer mit einer Mittelinsel ausgerüstet sein und innerorts sollte es keine vierspurigen Strassen geben, da es wesentlich gefährlicher ist, zwei Fahrspuren zu überqueren als eine. Mit solchen Massnahmen kann die Verkehrssicherheit wesentlich mehr erhöht werden, als mit der immer wieder geforderten zweiten Gotthardröhre.
Ich erlebe es im Ausland immer wieder, dass erhöhte Fussgängerstreifen und Schwellen den Verkehrfluss automatisch verlangsamen. Bisweilen sind solche „Verlangsamer“ auch einfach so am Dorfeingang zu finden.
Interessanterweise spricht hierzulande niemand von diesen Dingern, die praktisch von selbst viele Innerorts-Rasereien verhindern. Und jede weniger ist eine besser!