Am 08. 12. 2012 jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag des bedeutendsten politischen Dramatikers Österreichs, Jura Soyfer. Aus diesem Anlass und weil uns gemäss Maya-Kalender am 21. Dezember 2012 angeblich der Weltuntergang bevorsteht, hier eines meiner Lieblingsgedichte: „Das Lied von der Erde“ (Kometen-Song) von Jura Soyfer, aus seinem ersten Werk „Der Weltuntergang“ oder „Die Welt steht auf kein Fall mehr lang“ 1936 uraufgeführt in Wien.
Das Lied von der Erde (Kometen-Song)
Denn nahe, viel näher, als ihr es begreift,
Hab ich die Erde gesehn.
Ich sah sie von goldenen Saaten umreift,
Vom Schatten des Bombenflugzeugs gestreift
Und erfüllt von Maschinengedröhn.
Ich sah sie von Radiosendern bespickt;
Die warfen Wellen von Lüge und Haß.
Ich sah sie verlaust, verarmt – und beglückt
Mit Reichtum ohne Maß.
Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde,
Voll Leben und voll Tod ist diese Erde,
In Armut und in Reichtum grenzenlos.
Gesegnet und verdammt ist diese Erde,
Von Schönheit hell umflammt ist diese Erde,
Und ihre Zukunft ist herrlich und groß.
Denn nahe, viel näher als ihr es begreift,
Steht diese Zukunft bevor.
Ich sah, wie sie zwischen den Saaten schon reift,
Die Schatten vom Antlitz der Erde schon streift
Und greift zu den Sternen empor.
Ich weiß, daß von Sender zu Sender bald fliegt
Die Nachricht vom Tag, da die Erde genas.
Dann schwelgt diese Erde, erlöst und beglückt,
In Reichtum ohne Maß.
Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde,
Voll Leben und voll Tod ist diese Erde,
In Armut und in Reichtum grenzenlos.
Gesegnet und verdammt ist diese Erde,
Von Schönheit hell umflammt ist diese Erde,
Und ihre Zukunft ist herrlich und groß!
Jura Soyfer (1936)